Hochtechnologie: Ein Vergleich Deutschland - Österreich

Die 2004 für das Manager Magazin erstellte Studie „Standorte typisierter Unternehmen in Europa" zeigte für alle 3 analysierten Bereiche, die klassische Industrie, die Hochtechnologie und die Dienstleistung, daß Deutschland im Standortwettbewerb schlecht aufgestellt war. Die Studie zeigt aber auch, daß andere westeuropäische Länder durchaus gut aufgestellt waren. Unter diesen Ländern war Österreich. Spannend erschien uns, der Redaktion des Manager Magazin und mir, daher ein direkter Vergleich Deutschland - Österreich für den Bereich der auch für Deutschland so wichtigen Hochtechnologie. Die Studie „Hochtechnologie: Ein Vergleich Deutschland - Österreich" wurde Ende 2004/ Anfang 2005 erstellt und in der Märzausgabe 2005 des Manager Magazin sehr ausführlich besprochen.

Folgende Faktoren wurden untersucht:

- Arbeitnehmerentgelte verarbeitendes Gewerbe

- Produktivität verarbeitendes Gewerbe

- Arbeitszeit verarbeitendes Gewerbe

- Nähe Unis Elektrotechnik / Automation

- Unternehmenssteuern

- Autobahn

- Flughafen

- Beschäftigte verarbeitendes Gewerbe

- Kriminalität

- Korruption

- Wachstumschancen

- Geburtenrate

 

Die Analyse wurde mit der Methodik unserer Analysesoftware, dem Ranking-Modul, erstellt.

 

Der für Deutschland niederschmetternde Befund war, daß sämtliche österreichischen Regionen im Rang vor den deutschen Regionen lagen. Als Gesamtergebnis wurde damals in der Studie festgehalten (ohne auf die einzelnen Regionen einzugehen):

„Österreich hat bei niedrigeren Arbeitnehmerentgelten eine tendenziell höhere Produktivität. Gestützt durch eine höhere Zahl geleisteter Stunden im Jahr führt dies zu erheblichen Vorteilen Österreichs bei der Gesamtarbeitsbelastung. Österreich hat weiterhin ganz erhebliche Vorteile bei der Höhe der Unternehmenssteuern. Bei gleich guter Verkehrsinfrastruktur, gleicher Nähe zu Forschung und Entwicklung und ähnlichem Arbeitsmarkt hat Österreich zudem Vorteile hinsichtlich der Sicherheit, gemessen an der Kriminalität und der Korruption. Allein bei der Variablen Wettbewerb und Wachstumschancen, die sich auf die Erwartungen des World Economic Forum gründet, hat Deutschland Vorteile."

 

Abgesehen von dem frustrierenden Ergebnis aus deutscher Sicht war für mich interessant, welche deutschen Regionen im deutschlandinternen Vergleich gut abschnitten. Die besten deutschen Regionen waren Bremen, Saarbrücken, Osnabrück, Hamburg und Oldenburg und diese lagen noch vor einigen Regionen aus dem Raum Stuttgart, die bekannt sind für ihre Eignung als Hochtechnologie-Standorte.

 

Diese Studie hat für ziemliches Aufsehen gesorgt, sowohl in Österreich als auch in Deutschland. In seiner Österreich-Ausgabe stellte das Manager Magazin auf dem Titelblatt jeweils den deutschen Bundesadler dem österreichischen Bundesadler, jeweils grimmig blickend, gegenüber und titulierte „Österreich: Das bessere Deutschland?". In Deutschland war der Artikel Titel-Geschichte, man wählte jedoch ein Titelbild für einen anderen Artikel, vielleicht für die deutsche Seele weniger provokant. Bei Erscheinen des Magazins befand ich mich gerade im Urlaub, den ich jedoch leider abbrechen mußte auf Grund der unglaublichen Resonanz. Für mich war die riesige Resonanz eigentlich kaum nachvollziehbar, da man aus der vorherigen Studie bereits ablesen konnte, daß deutsche Regionen deutliche Standortnachteile hatten, andere westeuropäische Standorte und unter ihnen österreichische Standorte dagegen besser aufgestellt waren. Das dies aber jetzt so klar und deutlich im Vergleich zu dem „kleinen" Österreich" herausgestellt wurde, schien vielen Menschen ungeheuerlich. Auch auf meinen Stand auf der Hannover-Messe spürte ich diese Resonanz. Während etliche Unternehmen bzw. Manager mir im Gespräch sagten „endlich werden hier mal die Fakten auf den Tisch gelegt", gab es auch viele Stimmen mit dem Tenor „Dich sollte man hier rausschmeissen und Aufträge dürftest Du auch nicht mehr bekommen".

Sowohl vom Umfang als auch von der Aussagekraft war dies eigentlich meine kleinste Studie in den letzten Jahren, sie hat jedoch die Gemüter am meisten erregt.

 

Im nächsten Beitrag oder in den nächsten Beiträgen möchte ich kurz auf die Studie „Deutschland 2010" eingehen, die ich mit den Professoren Prof. Dr. Michael Frenkel und Prof. Dr. Jürgen Weigand von der Wissenschaftlichen Hochschule für Unternehmensführung WHU, Otto-Beisheim-Hochschule, durchführte.

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